Wie können wir die Abschiednahme leichter gestalten?
Durchleben wir den Verlust eines geliebten Menschen, können wir uns von den aufkommenden Gefühlen überfordert fühlen. Die Trauer ist ein sehr starkes Gefühl, welches sich in Verzweiflung, Aussichtslosigkeit, Wut oder auch Traurigkeit ausdrücken kann. Trauerrituale können uns helfen, mit all diesen Gefühlen besser umgehen zu können und einen sicheren Raum zum Trauern zu bieten.
Trauerrituale in die Abschiednahme einbinden
Warum Trauerrituale nutzen?
Die Trauerrituale können Hinterbliebenen helfen die Zeit der akuten, wiederkehrenden oder allgemeinen Trauer nach dem Verlust einer geliebten Person besser zu überstehen. Sie können demnach eine starke Stütze im Trauerprozess sein und sich positiv auf diesen auswirken. Mit Hilfe von Trauerritualen kann die verstorbene Person geehrt werden, und gemeinsame Erinnerungen können erhalten bleiben. Zusätzlich ist es möglich, dass der Tod durch bestimmte Trauerrituale überhaupt erst richtig realisiert, und Abschied genommen werden kann. Ein wichtiger Punkt von Trauerritualen ist es, dass sie einen geschützten Raum in unserer Gesellschaft schenken, in dem alle aufkommenden Gefühle in Ordnung sind und akzeptiert werden. Es gibt keine Verurteilung oder Scham in Hinblick auf ausgelebte Gefühle jeglicher Art. Auf diese Art und Weise des Auslebens der Gefühle und somit der Trauer, kann der Trauerprozess beginnen, da die Tatsachen und der Tod nicht verdrängt werden.
Wann ist die Trauer am schlimmsten?
Es ist nicht möglich festzulegen wann die Trauer am schlimmsten ist oder sein wird. Wir sind alle Individuen und auch die Trauer, sowie der Trauerprozess sind ganz individuell. Jeder Mensch trauert anders – oftmals stellt sich auch die Frage wie sich Trauer anfühlt. Für manche ist die erste Zeit, unmittelbar nach dem Tod, die schlimmste und schmerzhafteste Zeit. Für andere hingegen kommt diese Zeit erst später da die erste Zeit von Verdrängung, Hilflosigkeit und Überforderung geprägt sein kann. Wichtig zu wissen ist, dass Trauer in Schüben kommen kann. Selbst wenn wir denken der Trauerprozess ist überstanden, können erneute Trauerphasen durch Situationen im Alltag ausgelöst werden, die uns an die verstorbene Person erinnern. Das kann ein Lieblingslied, ein bestimmter Duft, ein Lieblingsessen, ein Jahrestag oder ein besonderer Ort sein. Das Leben geht weiter, allerdings mit Lücken, welche mal mehr, und mal weniger schmerzhaft sind.
Was sind Trauerrituale?
Trauerrituale sind bewusste und aktive Handlungen, die wir nach dem Tod eines nahestehenden Menschen machen können. Diese Trauerrituale wecken positive Erinnerungen an den / die Verstorbene/n und an gemeinsam erlebte Zeiten. Es gibt viele unterschiedliche Trauerrituale, da sie Teil einer Kultur sind. Demnach gibt es auf der ganzen Welt, in unseren verschiedensten Religionen vielfältige Trauerrituale und eine eigene Bestattungskultur.
Ideen für Trauerrituale
Welche Trauerrituale gibt es in Deutschland?
Es folgt eine kleine Auswahl an bekannten Trauerritualen in Deutschland. Einige Trauerrituale werden schon seit Jahrhunderten durchgeführt, und sind für viele Menschen nicht wegzudenken. Trauerrituale können kreativ sein, laut, leise, viel oder wenig Zeit in Anspruch nehmen – je nachdem wie es sich für Sie persönlich richtig anfühlt. Es ist wichtig zu bedenken, dass jeder Mensch mit der Trauer anders umgeht. Demnach müssen nicht alle Trauerrituale für jeden das Richtige sein. Lassen Sie die Vorschläge der Trauerrituale auf sich wirken, und fühlen Sie, welches zu Ihnen und Ihrer Situation passen könnte. Vielleicht entsteht auch ein völlig neues, individuelles Trauerritual.
Trauerritual Beerdigung und Trauerfeier
Trauerrituale in Deutschland
Viele Trauerrituale sind mit der Beerdigung oder der Trauerfeier verbunden:
- Fenster öffnen
Nach dem Tod kann das Fenster geöffnet werden, damit die Seele frei sein und fortfliegen kann
- Waschen und Ankleiden
Das Waschen und Ankleiden der verstorbenen Person wird in der Regel vom Bestatter übernommen, allerdings haben Sie die Möglichkeit dies zu übernehmen, wenn Sie den Wunsch danach haben
- Aufbewahrung und Totenwache
Nach dem Tod darf die Person bis zu 36 Stunden Zuhause aufbewahrt werden. In dieser Zeit kann Abschied genommen werden. Je nachdem wie Sie es für richtig empfinden in der Stille, mit Liedern, Gebeten oder letzten Worten
- Urne / Sarg bemalen
Die Urne oder den Sarg selbst zu gestalten und zu bemalen kann sich positiv auf den Trauerprozess auswirken, und auch als kleines, individuelles Abschiedsgeschenk gesehen werden
- Abschied am offenen Sarg
Es ist essenziell wichtig, richtig Abschied zu nehmen, um die Trauer verarbeiten zu können. Eine gute Möglichkeit stellt da der Abschied am offenen Sarg dar
- Trauerrede
Mit einer persönlichen Trauerrede kann die Liebe an die verstorbene Person ausgedrückt und gemeinsam in Erinnerungen geschwelgt werden. Diese Verbundenheit mit der Person und anderen Trauernden kann Trost und Halt schenken
- Trauermusik
Individuell ausgewählte und persönliche Musik wie zum Beispiel Lieblingslieder des / der Verstorbenen können Erinnerungen zurück ins Herz rufen
- Erde und Blumen ins Grab werfen
Beide Möglichkeiten helfen den endgültigen Abschied zu begreifen. Die Erde steht symbolisch für die Übergabe des / der Verstorbenen in die Erde, in den Lebenszyklus. Die Blume symbolisiert Liebe und Verbundenheit
- Leichenschmaus
Die Teilnahme am Leichenschmaus kann ebenfalls Trost und Halt schenken, da es zeigt, dass das Leben weitergeht und wir mit der Trauer nicht allein sind
Trauerritual Jahres-, Gedenk- & Feiertage
An Jahrestagen wie Geburtstagen, Hochzeitstagen, Feiertagen wie Weihnachten oder dem Gedenktag erscheint die Lücke im Leben ohne die verstorbene Person oftmals besonders groß. An diesen Tagen können bestimmte Trauerrituale ebenfalls helfen Trost zu finden und den Halt im Leben nicht zu verlieren.
- Luftballons fliegen lassen
- Brief an die verstorbene Person schreiben
- Kerze anzünden
- Lieblingsessen kochen
- Lieblingsfilm schauen / Lieblingsmusik hören
- Lieblingsort besuchen
Trauerrituale für Kinder
Trauerrituale für Kinder können ihnen Stabilität und Halt in der schweren Zeit geben. Für Kinder ist der Tod und die Endlichkeit schwer zu begreifen. Ein natürlicher Schutzmechanismus sorgt bei Kindern dafür, dass die Trauer in Schüben aufkommt, und sie somit nicht vollkommen von den Gefühlen überrannt werden. Kinder verarbeiten die Trauer und die aufkommenden Gefühle oftmals im Spiel und in Kreativität. Besonders wenn Kinder involviert sind, wird versucht den Abschied aktiv und kreativ zu gestalten. Die kindliche Fantasie können auch dem Erwachsenen helfen, eine passende Möglichkeit zu finden, um mit der Trauer umzugehen.
Mögliche Trauerrituale mit Kindern:
- Luftballons in den Himmel steigen lassen
- Bilder malen und mit ins Grab legen
- Urne / Sarg bemalen
- Steine bemalen und ans Grab legen
- Erinnerungskiste mit Fotos und Gegenständen des / der Verstorbenen machen
Persönliche Meinung der Autorin:
Für mich persönlich habe ich heraus gefunden, dass es im Trauerprozess hilft, alle Gefühle die aufkommen, auszuleben. Ganz egal zu welcher Tageszeit und ganz egal ob Trauer, Wut oder Frust. In Erinnerungen zu schwelgen, sich bewusst mit der verstorbenen Person auseinanderzusetzen, Lieder hören die mit ihr in Verbindung stehen und an Orte gehen die gemeinsam besucht wurden. So bleibt die Verbindung bestehen, und dennoch erlaube ich mir auch, die Trauer und die Auseinandersetzung mit dem Verlust zur Seite zu schieben, wenn mir bewusst ist, dass in dem Moment nicht genug Kapazitäten zur Verfügung stehen. Wichtig ist eine gesunde Balance zwischen der bewussten Auseinandersetzung und der Weiterführung des Alltags mit dem Wissen im Hinterkopf, dass Trauer in Schüben kommt.